Volle Kraft voraus: Honigräume aufsetzen

Das Bienenjahr nimmt explosionsartig und praktisch über Nacht im Frühling volle Fahrt auf. Bereits seit Februar stiften die Königinnen täglich zahlreiche Eier, und wenn ab April die Massentrachten wie etwa Kirsche, Apfel, Löwenzahn und Weißdorn blühen, ist ein reges Ein- und Auskehren an den Fluglöchern zu beobachten. Jeden Tag schlüpfen pro Volk ca. 1.500 Jungbienen und sind bereit Nektar und Pollen einzutragen. Eine große Anzahl an Bienen ist auch nötig, denn die Blütezeit von Kirsche & Co. ist kurz, dementsprechend wenig Zeit hat ein Volk, um genug Nektar und Pollen zu sammeln und eine gute Grundlage für ein erfolgreiches Bienenjahr zu schaffen.

 

Fleißige Bienchen

Spätestens jetzt müssen auch die Imker ans Werk und die Bienen wieder öfter durchsehen. Aus mindestens zwei Gründen ist es wichtig, den Bienen durch Erweiterung mehr Platz im Bau zu schaffen. Zunächst einmal wächst die Volksstärke an. Die Bienen bauen die Rahmen schneller aus und im Bau kann es eng werden. Das wiederum regt die Schwarmlust an, etwas das man als Imker unbedingt verhindern sollte, denn man möchte kein weiselloses Restvolk (ein Volk ohne Königin) vorfinden. Um den Bautrieb der Arbeiterbienen zu befriedigen, ist es wichtig neue Rahmen einzuhängen. Überspitzt gesagt: Beschäftigungstherapie für die Bienen, damit sie nicht auf blöde Gedanken kommen. Aber es ist natürlich viel mehr als das, denn ab April blühen die oben genannten Massentrachten. Die Bienen tragen also täglich extrem viel Nektar und Pollen ein.

 

 Die Kirschblüte

 

Als Faustregel gilt, dass spätestens am 100. Tag des Jahres, zum Beginn der Kirschblüte, die Honigräume aufgesetzt sein sollten. Das wäre rechnerisch also der 10. April, in diesem Jahr der 09. April, wir haben ja ein Schaltjahr. Die Kirsche ist die Bienentrachtpflanze schlechthin, denn sie hat ein besonders großes Nektar- und Pollenangebot. Aufgrund des milden Winters blüht die Kirsche dieses Jahr aber schon früher, deshalb haben wir bereits am 04. April die Honigräume bei unseren zehn Völkern aufgesetzt. Und das war keinesfalls zu früh, sondern eventuell sogar etwas zu spät, denn beim Öffnen der Beuten haben wir gesehen, dass bereits sehr viel Brut vorhanden ist. Je nach Wetterlage ist es besser, den Honigraum sogar noch früher aufzusetzen, zum Beispiel Ende März. Wichtig ist, dass es die Temperaturen nicht mehr all zu stark abfallen sollten, denn die Bienen müssen im Stock immer eine gewisse Temperatur halten: Je kälter es draußen ist und je größer der Bienenstock ist, desto mehr Energie müssen die Bienen in das Warmhalten ihres Baues stecken.

Insgesamt sind wir mit den Völkern sehr zufrieden und blicken positiv einem hoffentlich ertragreichen Jahr entgegen. Ein bisschen aufgeregt ist man ja doch, wie gut die eigenen Bienen den Winter überstanden haben. Bei acht Völkern verlief auch alles wie nach Lehrbuch, bei zwei Völkern jedoch müssen wir die weitere Entwicklung etwas kritischer verfolgen: In einem Volk haben wir Mitte März eine Weiselprobe eingehängt.

 Die Weiselprobe

 

Was ist eine Weiselprobe? Mit einer Weiselprobe testet man, ob eine Weisel, also eine Königin im Volk vorhanden ist. Man nimmt dafür eine Wabe mit junger, offener Brut von einem anderen Volk und hängt es in das zu testende Volk. Nach einer Woche kontrolliert man, ob sich die Brut zu normalen Larven entwickelt hat. Dann ist eine Königin im Volk. Findet man auf der Wabe jedoch Nachschaffungszellen (=Brutzellen zur Aufzucht von Arbeiterinnen, die in Weiselzellen umgewandelt werden), so ist das Volk weisellos und die Bienen züchten sich eine neue Königin heran. Genau das ist in unserem Fall passiert. Die junge Königin ist rechnerisch am 26. März geschlüpft, aller Voraussicht nach wird sie nun zeitnah auf Hochzeitsflug gehen, von dem sie befruchtet zurückkehren sollte. Das ist wichtig, denn nur eine befruchtete Königin kann weibliche Brut legen. Aus unbefruchteten Eiern werden (männliche) Drohnen, die natürlich wichtig sind, jedoch im Volk selbst keine Aufgaben wahrnehmen. Ein Volk, das nur aus Drohnen besteht, kann nicht überleben, denn dann gibt es keine Arbeiterinnen, die Nektar und Pollen sammeln, und sich um die Brutzellen kümmern.

 

In dem zweiten Volk haben wir verdeckelte Weiselzellen entdeckt (unten im Bild umrahmt). Offensichtlich hat dieses Volk keine Königin mehr. Der Verdacht hat sich bestätigt, als wir unterhalb des Bienenbaus die Rückenmarkierung der alten Königin gefunden haben. Hier bleibt nun ebenfalls abzuwarten, ob aus den Weiselzellen eine geeignete Königin schlüpft. Auch diese Jungkönigin sollte dann sechs bis zehn Tage nachdem sie geschlüpft ist, diese bei guter Witterung auf den Hochzeitsflug gehen. An einem Drohnensammelplatz wird sie sich mit mehreren Drohnen paaren und deren Spermien in ihrer Samenblase bis an ihr Lebensende aufbewahren und verwenden. Danach verlässt die Königin den Bau nie wieder. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die auf dem Hochzeitsflug begattet wird, damit sie anschließend sowohl männliche als auch weibliche Brut legen kann.

 Wir hoffen, dass wir euch mit diesem Artikel wieder einen kleinen, spannenden Einblick in die Welt der Bienen und des Imkern geben konnten. Wir werden euch auf dem Laufenden halten, wie sich unsere Völker weiterentwickeln.

 

Euer Team vom Hildener Honig! 

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