Die gehörnte Mauerbiene

Man kann es nicht anders sagen: Die Welt steht momentan Kopf. Es herrscht Ungewissheit und niemand weiß so genau, wie es morgen weitergeht.

 

Die Natur lässt sich davon nicht beirren: Hier gibt es keinen Stillstand, das bunte Treiben geht voran, die Sonne lacht, die Magnolien blühen. Und ein heimischer Gast in unserem Garten ist aufgetaucht: Die Wildbiene! In diesem Blog geht es um ihre Lebensweise und wie man ihr mit Bienenhotels helfen kann.

 

Zunächst ein kleiner Exkurs, einfach weil's wirklich interessant und spannend ist: Die meisten Wildbienen sind solitär lebende Bienen, das heißt sie bilden keine Staaten, bauen ihre Nester selbst und kümmern sich alleine um die Brut. Es gibt also keine Arbeitsteilung. 

Die bei uns häufig vorkommende "Gehörnte Mauerbiene" (Osmia cornuta)  beginnt im März mit dem Nestbau. Schauen wir uns das einmal genauer an. Eine Mauerbiene lebt zwischen vier bis acht Wochen. Daher beginnen die Bienen nach dem Schlüpfen sofort mit der Paarung und dem Nestbau, um Nachkommen zeugen zu können. Die Männchen schlüpfen einige Tage vor den Weibchen.  Nach der Paarung fangen die Weibchen mit dem Nestbau an. Die Aufgabe der Männchen ist dann erfüllt. Die weiblichen Wildbienen suchen an Häuserwänden oder Mauern (daher der Name) nach geeigneten Nistmöglichkeiten. Ihre Nester bauen sie in bereits vorhandene Hohlräume.

 

Hier kommen wir zu den Insektenhotels: Sie erleichtern den Bienen die Suche nach einem geeigneten Hohlraum enorm. Man kann diese im Fachhandel kaufen oder selbst bauen. Dazu gibt es zahlreiche Anleitungen und Tipps im Internet. Man sollte dabei folgendes beachten:

 

  • Natürliche, unbehandelte Materialien verwenden (kein lackiertes Holz o.ä.)
  • Ausreichendes Nahrungsangebot in der Umgebung
  • Die Hohlräume müssen tief genug sein, damit genug Eier rein passen
  • Wichtig: Löcher nicht längs zur Holzfaser bohren, sondern quer, sonst platzt das Holz auf.
  • Drahtgitter zum Schutz vor Vögeln mit einem Abstand von mindestens 5 cm anbringen
  • Wichtig: Zum Nestbauen brauchen die Bienen Lehm. Falls bei euch kein lehmiger Boden vorhanden ist, könnt ihr den Bienen eine Schale Lehm hinstellen!

Für unsere Nisthilfe haben wir einen 200 Jahre alten Eichenbalken genommen. Dort haben wir Löcher (Durchmesser 7,5 - 10 mm, ausreichend Abstand zwischen den Löchern) hineingebohrt und anschließend die Holzspäne-Reste aus den Löchern entfernt. Kaum war unsere Nisthilfe aufgestellt, dauerte  es nicht lang bis die ersten Gästen auftauchten, um das Ganze genauer unter die Lupe, oder eher Fühler, zu nehmen.

Damit kommen wir zurück zum Nestbau. Das Weibchen vermischt Lehm mit ihrem Speichel, anschließend kleidet sie den Nistplatz damit aus. Danach trägt sie ausreichend Proviant, das sogenannte Bienenbrot, für ihre Larven ein: Dafür mischt sie Pollen oder Nektar mit Speichel. Durch die Enzyme im Speichel bleiben die Pollen haltbar, schließlich bleibt der Vorrat einige Zeit lang in der Brutkammer. Ist ausreichend Nahrung im Nistplatz, legt die Biene das Ei, schräg aufgerichtet, auf dem Bienenbrot ab. Dann verschließt sie mit mehr Lehm-Speichel-Gemisch die Kammer, sodass eine Querwand diese Kammer von der nächsten trennt. Gleich danach beginnt sie auch schon mit dem Bau der nächsten Brutkammer. Immer nach demselben Prinzip, bis der Hohlraum voll ist.

 

Zunächst legt das Muttertier in die größeren Kammern befruchtete Eier ab, daraus entstehen Weibchen. Die Weibchen sind größer als die Männchen, dementsprechend brauchen sie mehr Nahrung und Platz. Dann erst kommen die unbefruchteten Eier, aus denen die kleineren Männchen entstehen. Diese schlüpfen früher (deshalb müssen ihre Brutkammern vor denen der Weibchen liegen), leben aber auch deutlich kürzer als die Weibchen. Auffällig an den männlichen Exemplaren ist übrigens der weiße Kopf. Zum Schutz vor Feinden lässt das Weibchen die letzte Zelle, die also dem Ausgang am nähsten ist, frei. Ist das Nest fertig und komplett verschlossen, hat auch das fleißige Weibchen seine Arbeit erledigt. Die gehörnte Mauerbiene hat also einen einjährigen Lebenszyklus.

 

Von da an ist die Brut auf sich allein gestellt: Aus jedem Ei schlüpft eine Larve. Nachdem sie das eingelagerte Futter verzehrt habt, spinnt die Larve ein Kokon, in dem sie sich verpuppt. Die Metamorphose beginnt: Aus der Larve wird eine adulte Biene, die fast ihr ganzes Leben als Vollinsekt in ihrer Brutkammer überdauert. Im nächsten Frühling nagen sich die Bienen ihren Weg in die Freiheit: zunächst aus ihrem Kokon, dann durch Querwände und Lehmpfropfen. Der Kreislauf beginnt von vorne.